Geschichte der Gemeinde St. Bonifatius

geschrieben von: Werner Volkmar

Die Katholiken der südlichen Stadteile Büblingshausen und Neue Wohnstadt feierten 2009 den 50. Geburtstag ihrer Kirchengemeinde Sankt Bonifatius. In der 2000-jährigen Kirchengeschichte nur ein kurzer Abschnitt, für die Wetzlarer Christen aber ein Anlass zur Freude und Dankbarkeit.

 

 

Ein Blick in die Chronik lässt ihre bewegte Geschichte lebendig werden. Danach lebten vor dem zweiten Weltkrieg in der Wetzlarer Region rund 3500 Katholiken, die alle in der Domgemeinde beheimatet waren. Mit einem Bevölkerungsanteil von 15,2 Prozent bildeten die Katholiken nicht nur in der Stadt eine Minderheit, auch in den 89 Ortschaften des Landkreises hatten es die rund 450 Katholiken schwer, ihren Glauben zu leben.

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Eine Situation, die sich durch die Vertreibung von Millionen Menschen auch im Kreis Wetzlar schlagartig änderte. Unter den Heimatvertrieben waren über 26000 Katholiken, die zunächst von den Seelsorgern am Wetzlarer Dom und Pfarrer Josef Lücker in Braunfels betreut wurden. So wird berichtet, dass sich bereits kurz nach dem zweiten Weltkrieg in Büblingshausen die dort wohnenden Katholiken regelmäßig zu Gottes- diensten versammelten, die in der alten Schule gefeiert wurden. Dabei erinnern sich die älteren Gemeindemitglieder an den Dompfarrer Alfred Cornely und Kaplan Josef Hartung, der mit seinem modernen BMW-Motorrad besonders die jungen Menschen begeisterte.Aber nicht nur dieser Stadtteil wuchs und breitete sich aus. Mit der schrittweisen Bebauung der Wohnstadt entstand auf der anderen Seite ein ganz neuer Stadtteil, der sich sehr bald mit dem von Büblingshausen aus wachsenden „Blumenviertel“ zu einem modernen Wohngebiet vereinigte, in dem über 3000 katholische Christen lebten. „Möge Christus durch den Glauben in euren Herzen wohnen und ihr in der Liebe fest verwurzelt sein“ so der Segenswunsch von Diözesanbischof Dr. Wilhelm Kempf (Limburg), mit der zum 1.Oktober 1959 der Gründung einer neuen Pfarrgemeinde im südlichen Teil Wetzlars zustimmte. „Sankt Bonifatius“ war geboren und erfüllte sich sehr schnell mit Leben. Die Geschichte der Gemeinde ist auch die Geschichte von Erich Dziuk, dem Kaplan aus Frankfurt, der die neue Pfarrgemeinde im Oktober 1959 übernahm und über 29 Jahre mit viel Engagement und Umsicht leitete.

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Nun wurden auch in der neu erbauten Freiherr- vom- Stein-Schule sonntägliche Gottesdienste angeboten. Die erste besondere Veranstaltung der neuen Gemeinde war der Altentag, der am 27.November im Katholischen Vereinshaus am Dom begangen wurde. Am 13. März 1960 wurde der erste Kirchenvorstand gewählt, der sich mit dem Bau einer eigenen Pfarrkirche beschäftigte. Ein Kirchbauverein, deren Mitglieder sich zu einer monatlichen Spende verpflichteten, legte für das geplante Gotteshaus einen ersten finanziellen Grundstock.
Am 14. Oktober 1962- am dritten Tag nach der Eröffnung des zweiten Vatikanischen Konzils in Rom- wurde auch den Wohnstadt-Katholiken ein Wunsch zur Wirklichkeit, auf den sie lange hingearbeitet hatten, der Grundstein für die neue Pfarrkirche wurde gelegt. Die feierliche Handlung vollzog der Limburger Domkapitular Engelbert Löhr. Die Pläne für die Kirche stammten aus der Feder von Professor Rudolf Schwarz. Die örtliche Bauaufsicht hatte der Wetzlarer Architekt Herbert Müller und die Bauarbeiten wurden von der Firma Karl Schepp und Söhne ausgeführt.

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Nach einer Bauzeit von 20 Monaten wurde das Gotteshaus am 28. Juni 1964 durch Weihbischof Walter Kampe geweiht und ihrer Bestimmung übergeben „Haus Gottes unter den Menschen“ zu sein. Mit der Weihehandlung ist die Entwicklung von Sankt Bonifatius zu einem ersten Abschluss gekommen. Dabei soll nicht unerwähnt bleiben, dass in der neuen Kirche am Sonntag drei Eucharistiefeiern angeboten wurden, die alle gut besucht waren.