Komm du Heiland aller Welt
Im Gotteslob finden wir unter "Advent" (GL 227) dieses vorweihnachtliche Lied , fast 1700 Jahre alt. Es wurde bekannt als "Nun komm der Heiden Heiland" in der Übertragung von Martin Luther.
Ein Lied, dem fast alle Bestandteile der weihnachtlichen Geschichte fehlen. Es erinnert an den Johannesprolog, den Text am Anfang des Johannesevangeliums, der vom Wort spricht, das in die Welt kommt.
Als konkrete Anhaltspunkte, die wir auch aus der Weihnachtsgeschichte kennen, werden nur die Jungfrau (ohne Namen) und die Krippe genannt. Kein Kind, keine Hirten, kein Stall, Stern oder Könige. Die Geburt, die der Text in Hoffnung beschreibt, bleibt merkwürdig abstrakt und unkonkret.
Wenn mir das zu wenig „heimelig“ ist, könnte ich mir die Frage stellen: Wie viel Konkretes brauche ich denn für mein Weihnachten? Hängt mein Glaube an den Gott, der zu uns gekommen ist, ab vom schäbigen Stall mit netten Nutztieren, von überfüllten Herbergen, gar von Christbäumen, Schnee und Hirten?
Das alles sind wir seit der Kindheit gewohnt. Aber ein Blick in die Bibel zeigt: nur Lukas berichtet von schönen und herzerwärmenden Dingen. Die anderen 3 Evangelisten halten sich nicht damit auf. Ist also unser gewohnt Weihnachtliches nur eine Minderheitsmeinung, nicht wirklich das Eigentliche?
Weihnachten verkündet im Kern eine unerhörte Tatsache: Gott, der anders, ganz anders ist als wir, kommt zu uns und wird einer von uns. Im Bild: Das Licht aus der Höhe. Nach seiner Rückkehr bleibt seine Botschaft des Lichts, dass es für uns einen neuen Weg gibt, den Weg des Friedens und der Liebe. Und so heißt es in der letzten Textzeile: „Nun obsiegt kein Dunkel mehr, und der Glaube trägt das Licht.“
Unser Glaube, unser Handeln im Glauben ist das Licht in der Welt, das seit Jesu Geburt nicht mehr ausgelöscht werden kann.
Ich wünsche Ihnen das Licht, um im Glauben zu leuchten
Michael Dörr
B: Martin Luther und andere, Public domain, via Wikimedia Commons