Am 19.03.2017 feierten ca. 300 evangelische und katholische Christen im Wetzlarer Dom einen Versöhnungsgottesdienst.
Was seit der Reformation Christen einander Böses angetan haben, soll überwunden sein, was die Christen miteinander verbindet viel stärker gelebt werden. Ein zunächst auf dem Altar in Form einer Panzersperre liegender Gegenstand wurde als Doppelkreuz aufgerichtet.
Trennendes und Verbindendes verdeutlichten die beiden Pfarrer Björn Heymer und Peter Kollas eindrucksvoll in ihrer gemeinsamen Predigt. Am Beispiel des Verhältnisses von Juden und Samaritern und der Begegnung Jesu mit der samaritanischen Frau am Jakobsbrunnen zogen die Pfarrer viele Parallelen zum Verhältnis von Katholiken und Protestanten in den vergangenen Jahrhunderten.
Dass die Bewusstmachung des Gemeinsamen beider Konfessionen ernst genommen wird, wurde durch die Übertragung von Taufwasser vom alten, romanischen (katholischen) Taufstein vor der Nikolauskapelle zum neuen (evangelischen) Taufbecken in der Vierung symbolisiert.
Mit einer abschließend im Wechsel von den Pfarrern sowie als Laienvertretern Christian Hammann (stellv. Vorsitzender des kath. Pfarrgemeinderates) und Jens Michael Wolf (ev. Finanzkirchmeister) vorgetragenen Selbstverpflichtung wurde der Wille zur gegenseitigen Annahme und zum täglichen Miteinander bestärkt. Deutlich wurde dies z. B. schon während des Gottesdienstes durch die Verwendung der Wetzlarer Ökumenebibel: Ein Neues Testament, das anlässlich des Hessentages 2012 von vielen Gläubigen handschriftlich - kapitelweise abwechselnd aus der Luther- und der Einheitsübersetzung - zusammengestellt und mit einem wertvollen Einband versehen wurde.
Auch die Kirchenmusik im Versöhnungsgottesdienst war in bewährter Weise ökumenisch angelegt: Geleitet von den beiden Kantoren Dietrich Bräutigam und Horst Christill musizierten Domchor, Kantorei, der junge ökumenische Chor und der Bläserkreis harmonisch miteinander.
Nach dem Gottesdienst waren alle Besucher zu einem Fastenessen bei Pellkartoffeln und Kräuterquark von der kath. Domgemeinde ins ev. Gemeindehaus eingeladen. Diakon Dr. Norbert Hark zog bei seiner Werbung für den Arbeitskreis christlicher Kirchen die Aufmerksamkeit der Fastenesser auf eine lutherische Spezialität: Das Konterfei des Reformators in Fruchtgummi-Form.